Einleitung
Der Titel ist eine Anspielung auf den Artikel https://drucktipps3d.de/firmwa…r3-v2-und-druckvoransicht von Uwe, wo er schreibt: "Oft genug ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen und nicht selten handelt es sich um den Ender-3 V2."
Jawohl, es handelt sich in der Tat um den Ender-3 V2. Anders als im Artikel beschrieben, versuchte ich aber nicht, vor der ersten Inbetriebnahme ohne Wissen irgendeine Firmware auf den neuen 3D-Drucker zu flashen. Wen die Vorgeschichte nicht interessiert, der kann direkt zu Absatz 3 springen. Es geschah folgendermassen:
Vorgeschichte
Ich kaufte mir im März meinen ersten 3D-Drucker, den Ender-3 V2. Nach kurzer Recherche schien der ein gutes, aktuelles und günstiges Einsteigermodell. Ich war mir im klaren darüber, dass bei dieser Technologie vor allem bei mangelndem Verständnis und unsachgemässer Benutzung/Wartung noch so eiiniges schiefgehen kann. Deshalb wählte ich ein Modell, bei dem es nicht zu schade ums Geld ist, wenn ich ebenjene Fehler mache.
Tatsächlich gelang der Einstieg ins Drucken relativ Reibungslos. Für einige Monate konnte ich Drucken und hatte immer nur mit Problemen zu kämpfen, für die es dann schnell eine Lösung gab. Höchstens die Druckqualität liess manchmal zu wünschen übrig, aber dadurch wurde ich auch mit der Slicer-Software besser vertraut, verstand es, das Material zu reinigen, das Druckbed richtig zu leveln, et cetera. Nach etwa 5 Monaten kamen dann die ersten gravierenden Probleme. Ich wechselte das Filament zuvor nicht richtig aus. Anstatt es rauszuziehen, liess ich es immer durchtropfen und schob eins nach. So verunreinigte sich das Hotend schliesslich, und auch einige Teile am Extruder fingen an, sich abzunutzen, was dazu führte, dass der Drucker die Modelle nicht mehr vollständig druckte. Das Filament wurde zu stark eingekerbt beim ständigen vor,- und zurückziehen, und irgendwann wurde es dann nicht mehr nachgeschoben.
Hier fing das Trouble-Shooting an. Lag es an einem Lüfter am Hotend, der sich nicht (mehr?) drehte? Das Filament wirkte am Ende des Teflonschaluchs zunehmend verstopft, vielleicht wurde es beim Austritt nicht mehr schnell genug gekühlt. Lag es am Extruder, der das Filament beim zurückziehen ständig einkerbte? Ich fing also an, mir Ersatzteile zu bestellen. Ein neues Hotend inkl. neuen Lüftern, sowie einen neuen Extruder. Hätte eigentlich nur den Lüfter gebraucht, aber ich habe bei einer früheren Reparatur ein wenig der schwarzen Plastikummantelung ums Hotend weggeschmolzen, und wollte deshalb auf Nummer ganz sicher gehen.
Absatz 3
So nun sind die Ersatzteile angekommen und ich machte mich daran, sie einzubauen. Das Bedeutet, dass ich nun nach 5 Monaten zum ersten mal ans Mainboard ran musste, um die Elektronischen Teile auszutauschen. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Alte Drähte raus, neue Drähte rein, das ganze schön nach Youtube-Tutorial, kein grosses Ding.
Dass die SD-Karte beim Ender-3 V2 auch benutzt wird, um die Firmware zu flashen, davon hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht die leiseste Ahnung. Es wurden also alle Teile verbaut und der Moment der Wahrheit kam: Drucker anstellen. Und da war er, mein erster Black Screen of Death. Kein Grund zur Panik, einfach nochmal alle Anschlüsse überprüfen. Nope, immer noch BSOD. Immerhin leuchtete das Display auf, wenn auch schwarz. Auch die LED am Motherboard leuchtete, scheint also kein Problem mit der Stromversorgung zu sein. Da wurde mir gewahr, dass ich die SD-Karte während dem ganzen Prozedere gar nie drin hatte (warum auch? will ja noch nichts drucken), und dass es sich deshalb um ein Software-Problem handeln könnte.
Ich machte mich also auf ins Internet und schnell stiess ich auf diverseste Blogs, Forenbeiträge und Videos, die ebenjenes Problem schildern. Der Drucker hat die Firmware nicht mehr richtig drauf. Kein grosses Ding, einfache Lösung: Formatier denselben 8GB-Stick, der zusammen mit dem Drucker kam, richtig, das heisst FAT32 und 4096 Bytes allocation Unit Size. Nun die richtige .bin-Datei draufladen. Für mein 4.2.2 Mainboard ist das die "Verified Factory Firmware" Marlin 2.0.1-V1.0.2 von der Seite hier: https://forums.creality3doffic…/ender-series/ender-3-v2/ . Die Datei vor dem .bin leicht umbenennen, nur für den Fall dass sie gleich heisst wie die letzte, mit der der 3D-Drucker gefalsht wurde, und nochdazu den DWIN_SET Ordner draufkopieren und schon kann man, nachdem man den Stromanschluss gekappt hat, die SD-Karte wieder ins Mainboard schieben, Stromkabel dran, anschalten und warten bis der Creality Screen wieder kommt.
Auf diesen Screen habe ich dann lange gewartet. Er kam nicht. Nicht verzagen, tiefer graben. Kommentare lesen und die Suche breiter streuen war nun angesagt. Zunächst mal habe ich eine neuere Version derselben Firmware versucht, dann eine ganz leicht andere, die mit "Filament Detection", weil das bei einem Nutzer in den Kommentaren geholfen habe. Bei mir tat es das aber nicht. Die SD-Karte natürlich immer Formatieren vorher, man weiss ja nie. Ich fand dann heraus, dass man auch das Display separat mit der SD-Karte flashen kann, wenn man es aufschraubt. Diesmal nur den DWIN_SET Ordner auf der SD-Karte haben, den ins Display flashen, das sollte dann nach einer weile Orange-Rot werden, was gut ist. Und siehe da, es wurde orange-rot, ein erster Hoffnungsschimmer. Nun nur die richtige .bin-Datei auf die SD-Karte laden (Marlin 2.0.1-V1.0.2 leicht umbenannt), den DWIN_Set Ordner wieder rausnehmen, Kabel raus, Kabel rein, und nochmal das Mainboard flashen, und alles sollte wieder funktionieren.
Tat es aber immer noch nicht. Ich fing also an, etwas kreativere Lösungen zu suchen. Auf dieser Seite hier: https://www.creality.com/pages/download-ender-3-v2 gibt es unter "Download Product Firmware" den Download vom 11. August 2022. Dort war ein interessantes Readme-File dabei, welches ich per Google Translate von Chinesisch auf Englisch übersetzte, und das 5 verschiedene Schritte zum Flashen der Firmware und des Displays enthielt, wobei 3 davon noch nirgends sonst beschrieben wurden. Ich testete diese Schritte also in allen Variationen und Reihenfolgen durch, aber, ihr habt es erraten, das brachte immer noch nichts. Ich stolperte bei meinen Recherchen immer mal wieder darauf, dass das .bin-file, wenn denn der Drucker richtig geflasht wurde, sich umwandelt und ein EEPROM.DAT sich erstellt, das kann auch geschehen, wenn der Screen mit seinem DWIN_SET Ordner nicht mitmacht. Gut, dachte ich mir, die EEPROM.DAT von vor meiner Odyssee hab ich immernoch als Backup aufm PC. Ich lud die also mal mit auf den Stick und machte nochmal ein paar versuche wie vorher, weil warum nicht wenn schon alles andere nicht geklappt hat, und natürlich hat auch das nicht geklappt.
Okay. Wie weiter? Ich bin kein Informatiker und auch kein Elektrotechniker, also selber in die Firmware einsteigen oder anfangen, Experimente zu machen, übersteigt meine Kompetenz. Ich kann nur sagen: "Strom läuft, Drähte halten leichten Zug aus, dieser Ventilator dreht sich, dieser nicht, dieses Lämpchen leuchtet, das Display auch, es kommt einfach nichts." Ich fing an, den Micro USB-C Slot am Mainboard argwöhnisch zu betrachten. Okay, Drucker abmontieren, neben dem PC neu aufstellen, verbinden. Der PC erkennt, dass was eingesteckt wurde, und installiert automatisch einen Treiber. Ich erkenne das Gerät im "Geräte-Manager" (Device Manager). Nach etwas suchen fand ich, dass es bei "Ports" unter "COM3" eingesteckt wurde. Der Abgleich mit dem Backup von der SD-Karte, den ich vor dem ersten mal Formatierten erstellte, brachte die Einsicht, dass mit CH340 wohl auch der richtige Treiber installiert wurde. Nun muss ich nur noch irgendwie mit diesem Gerät, welches nicht mehr zu wissen scheint, was es ist, kommunizieren können. Ich fand auf dem Backup der SD-Karte ein File "Online Printing" von 2019, wo mit Cura 15.04.3 eine USB-Verbindung zwischen Drucker und PC hergestellt wird. Lud mir also das veraltete Cura 15.04.3 herunter, folgte dem Guide, brachte auch nichts.
Neuer Tag, neues Glück. Was habe ich noch nicht probiert? Ich hab nochmal alle neuen Teile, also das gesamte Hotend inkl. Lüfter, ausgebaut, und das alte wieder verbunden, bei dem funktionierte die Firmware ja noch. Hab wieder, wie man es beim ersten Mal mit diesem Problem konfrontiert werden eigentlich machen sollte, die SD-Karte formatiert, das leicht umbenannte .bin-File und den DWIN_SET-Ordner draufgeladen, Stromkabel dran, Drucker anschalten.
Und da passierte tatsächlich etwas Neues. Nicht nur das Mainboard und die Lüfter gaben einen Ton von sich, sondern plötzlich auch wieder der Stepper-Motor (oder was auch immer unterhalb des Extruders sich befindet). Dieses nervige, hoch und schnell getaktete Kreischen, welches mir aus früheren Tagen, wo der Drucker noch einwandfrei funktionierte, lieblich vertraut war. Das kam jeweils direkt beim Einschalten und verschwand dann nach ein paar Sekunden, und so auch hier. Der Screen funktionierte zwar immer noch nicht, aber ich fasste neue Hoffnung. So flashte ich nochmal den Screen mit DWIN_SET bis er orange-rot wurde, flashte nochmal das Mainboard separat, jetzt kreischte auch der Stepper-Motor nicht mehr. Ouffff....
Ich bin ja ein geduldiger Mensch, aber irgendwann hab auch ich kein Bock mehr, und das war wohl der Moment.