Ich habe einen gewissen Bestand an Raspis, unter anderem Pi 3, Pi 4 und einen Zero 2W. Den Zero 2W konnte ich Anfang des Jahres erwerben, verbaute ihn an meinem Ender 2 und fand ihn richtig gut. Leider blieb es der einzige, bislang konnte ich keinen weiteren (zu angemessenem Preis) ergattern. Mittlerweise sind auch die größeren Raspis kaum mehr erhältlich, lediglich zu Apothekenpreisen von privaten Verkäufern. Letztens las ich in einem Bericht, dass in den nächsten Monaten wohl auch keine Besserung zu erwarten ist.
Also musste eine Alternative her, und die fand ich nach etwas Recherche in den glücklicherweise noch erschwinglichen Android-TV-Boxen. Getestet habe ich zwei verschiedene, eine Q+ [Werbung] mit Allwinner H6 und eine H96MAX mit Rockchip 3218, beides Cortex-A53-Quadcores, wie sie auch im Pi 3 verbaut sind, jeweils mit 2 GB RAM. Auf dem Leistungsniveau des Pi 3 befinden sich auch diese TV-Boxen, wobei die Q+ grob geschätzt 10% schneller ist als die H96MAX.
Dafür hat die H96Max einen großen Vorteil gegenüber der Q+-Box: sie hat integrierten eMMC-Flash-Speicher - das bedeutet, das Systemimage kann in den internen Speicher geladen werden, eine SD-Karte ist nach dem Flashen nicht mehr erforderlich. Zudem ist die H96Max kleiner als die Q+.
Diese Boxen kommen bereits mit Netzteil, HDMI-Kabel und Gehäuse, bezahlt habe ich jeweils knapp 40.- EUR. Man vergleiche das mit den aktuellen Mondpreisen eines Pi 3 oder gar Pi 4 nebst Zubehör. An Anschlüssen sind neben HDMI und LAN noch 2 USB-Ports vorhanden, einer davon USB 3.0. Mit den 2 USB-Ports lassen sich ohne Hub ein Drucker und eine WebCam betreiben. Vorhanden ist auch ein SD-Steckplatz (Q+) bzw. Micro-SD-Steckplatz (H96Max). WLAN gibt es logischerweise auch.
Etwas Linux-Erfahrung wird zur Installation eines druckgeeigneten OS allerdings empfohlen. Installiert wurde Armbian, die manuelle Installation von Octoprint, Klipper und der Kameraunterstützung ist dann nicht mehr allzu schwer.
Michael Burmeister-Brown von Inovato hat eine schöne Anleitung verfasst, dort gibt es auch System-Images für beide Boxen zum Download. Für die Q+ mit Allwinner H6 habe ich eins seiner Images verwendet, für die H96Max mit Rockchip 3318 habe ich selbst ein Minimal-Image mit dem praktischen Armbian-Build-System gebacken.
Glücklicherweise lief bei beiden Boxen das WLAN, da kann es wegen fehlender Treiber schon mal Probleme geben, je nach verbauter Hardware. In diesem Fall wäre noch ein preiswerter WLAN-USB-Stick nötig (oder natürlich der Anschluss über LAN).
Es gibt TV-Boxen mit anderen und neueren MCUs, allerdings sollen nicht bei allen die Armbian-Images zuverlässig arbeiten. Auch ist nicht garantiert, dass ein (relativ problemlos) flashbarer eMMC-Speicher integriert ist, viele Hersteller verwenden auch NAND-Speicher, für den m. W. aktuell keine einfache und zverlässige Flashmöglichkeit besteht. In diesem Fall muss (wie beim Pi 3 und der Q+) eine SD-Karte dauerhaft stecken. TV-Boxen mit der gleichen Bezeichnung können übrigens durchaus unterschiedliche Hardware enthalten.
Ich bevorzuge die H96Max wegen des flashbaren integrierten eMMC-Speichers und der kleineren Abmessungen, die erste habe ich bereits an meinem Ender 5 verbaut, und sie läuft problemlos. Eine zweite wird voraussichtlich an meinem noch aufzubauenden Ender 2 Plus zum Einsatz kommen. Zum Größenvergleich unten ein Foto mit Q+, H96Max und Raspi 4.