Marlin vs. Klipper vs. .....

  • Da hier immer wieder Diskussionen auch innerhalb bestimmter Drucker Diskussionen zum Thema Klipper vs. Marlins vs... "setze beliebige Firmware ein" aufkommen, hab ich hier mal einen Thread erstellt, wo man diese Diskussionen ausfechten kann. Bitte bleibt sachlich und hinterfragt auch eure Argumente erst bevor Ihr andere Leute angreift. Nicht jeder hat immer den gleichen Bedarf oder Anwendungsfall. Hier darf dann aber jeder auch seine Erfahrungen beim Umstieg und vielleicht auch wieder Rückkehr gerne sachlich oder auch subjektiv preisgeben. Mich interessieren da wirklich auch die Beweggründe.


    Ich fange mal an.


    Pro Klipper im Vergleich zu Marlin:


    - schönere Druckergebnisse durch einfacheres und genaueres Einstellen von Pressure Advance und bessere Steuerung der Kinematic bei gleicher Geschwindigkeit.

    - schönere und "einfachere" Oberfläche von Mainsail und Fluidd im Gegensatz zum gerne langsamen und überlagerten Octoprint (vorallem am Smartphone)

    - "On the fly" Einstellungen von bestimmten Sachen wie Beschleunigungen, Pressure Advance usw. während dem Druck wenn einem bei einem viele stunden langen Druck auffällt das etwas angepasst werden muss von vorteil.

    - neue Features wie Input Shaping sind in der regel sehr schnell verfügbar, bzw. werden eher in klipper "entwickelt".

    - Möglichkeiten von Plugins um bestimmte Sachen zu Automatisieren (z.b. Startcode usw. muss man nicht im Slicer ändern, von vorteil wenn man von mehreren Rechnern aus sliced)

    - Möglichkeiten der Steuerung die der Raspi natürlich von haus aus über seine GPIO Pins bietet (Licht, Kamera, Schaltsteckdosen, externe Lüfter, Sensoren usw. usf.)

    - Input Shaping über Beschleunigungssensor, genauer, Vorschlag von zu nutzendem Shaping Algorithmus.

    - Leicht auf andere Drucker übertragbar

    - durch bessere kinematic steuerung, Pressure Advance, Inputshaping und Plugins für z.b. schnellen Gyroid Infill, sind deutlich kürzere Druckzeiten bei gleichbleibender Druckqualität möglich.

    - kein SD Karten geschubse mehr.


    Nachteil im Vergleich zum Marlin:


    - Externer "Rechner" in Form eines Raspi oder ähnlichem nötig (irgendwas wo ein Linux drauf läuft)

    - Dadurch kein Standalone möglich



    Ich lese öfter:

    "aber Marlin zieht jetzt auch nach mit Linear Advance und Input Shaping., brauche ich dann Klipper überhaupt noch?"

    Die Antwort dazu ist ein ganz klares Nein... aber... Ja.

    Marlin nutzt die einfachste Art des Input Shapings, man hat keine Unterstützung für einen Beschleunigungssensor und keine Auswahl verschiedener Shaper.

    also ja es zieht nach, erreicht aber nicht die Qualität die mit Klipper möglich ist. von der Visualisierung der Frequenzen gar nicht erst zu reden. Damit kann man auch Sachen wie ungleich mäßig gespannte Riemen oder vibrierende schlagende Lüfter, Lager, Rollen usw. erkennen.


    Man sieht also die Fälle was und wie hängt auch ganz klar von den persönlichen Präferenzen ab.

    Das Maximale aus der vorhandenen Hardware rausholen ist auch aktuell nur mit Klipper möglich.


    "Zum Fernsteuern kann ich ja mit Octoprint genauso arbeiten."

    Ja kann man, Octoprint kann man sich auch recht hübsch einrichten, bietet sogar Sachen die Mainsail und Fluidd nicht können (Slicing Plugin z.b.)


    "Ich hab mir Octoprint so gut eingerichtet mit vielen Plugins usw. ich will mich da nicht umstellen"

    Ja, muss man auch nicht, das ist kein Argument gegen Klipper, im Gegenteil die Steuerung von Klipper ist sogar aus Octoklipper Plugin entstanden. Mainsail und Fluidd kamen erst später.

    Wer auf seine Octoprint Oberfläche nicht verzichten will, muss das auch mit Klipper nicht.


    "ja Firmware flashen usw. das mag ich nicht so, da installier ich lieber die Updates vom Hersteller"

    Ja, das Argument führt sich selbst adabsurdum der Aufwand die Hersteller Update Firmware installieren ist die gleiche wie die klipper firmware zu flashen (die Uralt Boards/Drucker ohne Bootloader mal ausgenommen)


    "Ja aber, mit Octoprint und Marlin kann ich ja mehrere Drucker gleichzeit nutzen"

    Ja kann man, ebenso wie bei klipper, auch hier kann man mit einem zusatzrechner wo Octoprint oder Mainsail usw. läuft auch mehrere Instanzen Klipper laufen lassen und entsprechend mehrere Drucker bedienen.


    "Meine Drucke laufen eh unbeobachtet, was interessieren mich da Druckzeiten wenn ich mir da 2 std. spare, selbst die Halbe Zeit interessiert mich nicht"

    Ja.... und Nein... grundsätzlich wird es im privaten Sektor vollkommen egal sein von der Zeit her, bedenkt dabei aber auch, das euer Druckbett die längere Zeit beheizt werden muss, das sind bei entsprechend großem Druckbett dann auch gerne mal paar 100Wh die Ihr einfach so verschleudert.


    Im Endergebnis:

    Ist Marlin oder Klipper die Zukunft?

    Marlin Fanboys sagen jetzt "Marlin ist alt eingesessen, die Hersteller werden das immer nutzen."

    Klipper Fanboys sagen "Klipper ist die Zukunft, siehst ja, Sonicpad von Creality, BiQu Hurrakan, die neuen Boards mit Steckplatz für das Raspberry CM modul.... das kommt immer mehr"


    Ich persönlich sage, die Basteldrucker sterben aus, Mainstream wird wie Bambulabs "hinstellen und drucken" Drucker die Firmware geschlossen, die KI und AI Funktionen mit Cloud usw. erlauben auch gar nichts anderes mehr. Der 3D-Drucker wird immer mehr zu dem was jetzt ein Tintenstrahler ist.



    So und jetzt Feuer Frei, schlagt mich, peitscht mich, gebts mir richtig dreckig :D

  • Ich persönlich sage, die Basteldrucker sterben aus, Mainstream wird wie Bambulabs "hinstellen und drucken" Drucker die Firmware geschlossen, die KI und AI Funktionen mit Cloud usw. erlauben auch gar nichts anderes mehr. Der 3D-Drucker wird immer mehr zu dem was jetzt ein Tintenstrahler ist.

    Damit könntest du leider Recht haben - nur hoffentlich nicht so bald;-) Weil ich wenn's so weit ist vermutlich nicht mehr drucken werde weil's für mich dann keinen Reiz mehr hat.

  • Ich glaube nicht, dass die "Basteldrucker" so schnell aussterben werden. Ich kenne ein paar Leute, die 3D-Drucker betreiben. Keiner von denen hat den Drucker noch im Originalzustand. Und die Argumente Pro-Klipper sind ja nicht falsch, aber fast alle davon sind mit geringem Aufwand (falls technisch beim Drucker überhaupt möglich) auch mit Marlin machbar. Auch Input-Shaping bei Marlin wird nicht lange auf dem jetzigen Stand bleiben. Ich persönlich ziehe augeblicklich Marlin vor, Zeugs wie das SonicPad will ich gar nicht haben, das engt mich viel zu sehr ein. Ich habe OctoPrint mit ins Smart-Home eingebunden, ich kann damit alle möglichen Zustände in allen Home-Zentralen sehen, auch das Video des Druckers. Ich kann damit alles mögliche mitloggen, wenn mir danach ist. Diese Freiheiten habe ich mit vielen der angebotenen (Zusatz)-Teile nicht. Für mich werden 3D-Drucker und deren Zubehör, die ich nicht selber massiv umbauen kann, eher nicht in Frage kommen

  • Ist Marlin oder Klipper die Zukunft?

    Ich glaube diese Frage ist rein rhetorisch. Ich habe über einige Druckergenerationen mit Marlin gearbeitet und auch schätzen gelernt, weil es sehr zuverlässig war. Aber Verschiedenes hat mich von Anfang an gestört, vor allem die Konfiguration und das bescheidene User-Interface. Mir ist klar, dass Marlin mit 8-Bit Boards begonnen hat bzw. beginnen musste und es ist schon eine Leistung auf diesen leistungsschwachen Boards Marlin überhaupt zum Laufen zu bringen.


    Klipper setzt auf einer ganz anderen Rechnerarchitektur auf mit bestimmt 100-fachem Leistungsvermögen und einem ausgewachsenem Betriebssystem (Linux), selbst in der schwächsten Raspi-Variante. Die Umsetzung zusammen mit Mainsail, Klipperscreen, Moonraker ist ebenfalls sehr gut gelungen. Die genannten Marlin Haupt-Schwächen (unübersichtliche Konfiguration, bescheidenes Benutzerinterface) sind aus meiner Sicht vollständig eliminiert und modernen Konzepten gewichen. Erweiterungen wie Input-Shaper und Advance Pressure waren eigentlich überfällig und hätten im Grunde schon von Marlin kommen müssen. Die Technik dazu ist ja schon seit ungefähr den 1980er Jahren bekannt.


    Ein Vergleich von Marlin und Klipper finde ich eigentlich unfair. Das ist irgendwie so, als würde man einen VW-Käfer mit dem aktuellen Golf vergleichen. Gleichzeitig ist auch klar, wem die Zukunft von den beiden eher gehört.


    Die Frage nach der Zukunft stellt sich für mich anders. Was kommt als nächstes? Wird Klipper weiter entwickelt? Kann man den Input-Shaper Ansatz noch optimieren? Kommt vielleicht ein KI basierter Ansatz? Der Bambu Lab C1 Drucker setzt ja KI schon ein.

    Creality K1 Max, Tronxy X5SA-500 PRO (im Umbau auf Klipper), Tronxy X5SA PRO/Klipper, Creality Halot One

  • ...Ich habe OctoPrint mit ins Smart-Home eingebunden, ich kann damit alle möglichen Zustände in allen Home-Zentralen sehen, auch das Video des Druckers...


    ... Für mich werden 3D-Drucker und deren Zubehör, die ich nicht selber massiv umbauen kann, eher nicht in Frage kommen

    Dito! Und wenn ich den Raspi mit Octoprint herunterfahre, dann geht kurz danach der Drucker komplett aus, weil deren gemeinsame Steckdose die gesunkene Leistungsaufnahme registriert und deshalb ausgeschaltet wird.


    Solche Dinge möchte ich gleichfalls nicht missen, geschweige denn gegen ein Gerät eintauschen wollen, das dann bis zum Anschlag vernagelt und verdongelt ist.

    Gruss Alex


    Meine Drucker sind ein Sovol SV04 und ein Anycubic Mega X (inzwischen ausser Betrieb genommen), als Slicer nutze ich Ultimaker Cura und mit Tinkercad erstelle ich meine Konstruktionen. Gedruckt wird über einen Raspi 4, auf dem Octoprint läuft.

  • Ich habe OctoPrint mit ins Smart-Home eingebunden, ich kann damit alle möglichen Zustände in allen Home-Zentralen sehen, auch das Video des Druckers. Ich kann damit alles mögliche mitloggen, wenn mir danach ist. Diese Freiheiten habe ich mit vielen der angebotenen (Zusatz)-Teile nicht. Für mich werden 3D-Drucker und deren Zubehör, die ich nicht selber massiv umbauen kann, eher nicht in Frage kommen

    Nunja, wie ich geschrieben hab, Octoprint kannst auch mit Klipper betreiben das ist weder ein Argument Pro noch Kontra Marlin/Klipper ;). Klar mit nem Sonicpad wirst schwer Octoklipper nutzen können... Wobei... hats schon jemand versucht? :/

  • Zum Input Shaper: Zunächst fand ich den Versuch von Marlin etwas albern, das Resonanzverhalten eines Druckers ohne Sensoren optimieren zu wollen.


    Dann habe ich mir einige Diagramme von Klipper-Tests mit Sensoren angesehen. Die meisten Drucker haben eine starke x-Resonanzfrequenz bei etwa 50 Hz, so dass die beste Strategie darin besteht diesen Bereich zu meiden. Ich vermute die meisten Nutzer übernehmen die vorgeschlagenen Werte einfach, ohne sie weiter (wie sogar in der Anleitung beschrieben) zu optimieren. Das könnte Marlin bei vielen Druckern mit ein paar gut ausgewählten Parametersätzen wahrscheinlich nicht viel schlechter.


    Der einzige Problempunkt ist für mich die Rechenleistung, denn der Prozessor muss aus dem Gcode jetzt nicht nur zusätzlich für jedes Segment die Beschleunigungen berechnen sondern auch schon für viele folgende, um irgendwelche Predictive/Advance-Sachen machen zu können. Ich vermute für eine richtig gute Vorausplanung bei höheren Geschwindigkeiten wird die Rechenleistung bei 8-Bittern knapp.


    Zu Prozessoren und Boards: 8-Bit-Prozessoren werden für Massenanwendungen ohnehin aussterben, weil wesentlich stärkere STMs für nur 1-2 € mehr zu haben sind und es nur noch wenige spezielle Gründe gibt für Neuprojekte eine alte Architektur einzusetzen.

    Das sieht man auch an sämtlichen neuen Nachrüst-Mainboards. Klar wird es immer Arduinos für Leute geben die damit umgehen können, wie es auch noch NE555 gibt. Aber moderne SoCs wie ein RP2040 (als Gegenstück zu Arduinos) oder STM werden immer erfolgreicher.


    Dazu kommt, dass es außer den GPIOs keinen echten Grund gibt, dass Klipper auf einem zusätzlichen Raspberry Pi laufen muss. Das könnte ein leistungsstarker Boardprozessor auch mit erledigen. Es muss ja auch nicht für alle Zeit Linux für Mainsail oder Fluidd bleiben. Soweit ich das verstehe braucht Klipper nur Python. (Hat jemand MicroPython gerufen?)

  • denke man kann aktuell sowohl mit marlin als auch klipper klipper tolle ergebnisse erreichen.


    bei vielen wird der umstieg zu klipper befuerchtungen ausloesen weil sie zum einen bereits ein funktionierendes setup haben das sie nicht riskieren wollen und zum anderen ihr bisheriges wissen zur firmware nicht ueber bord werfen moechten. und sehr viele hatten ja auch bisher nur bereits vorkompilierte marlin versionen genutzt.


    mit immer billigerer und leistungsfaehigerer hardware wird aber scriptbasiertes wie klipper davonziehen da die zyklen fuer neuerungen und bugfixes systembedingt ungleich schneller erfolgen koennen. zudem gibt es eine unglleich hoehere zahl an python- als c-programmierern was es dann auch leichter macht ein projekt am laufen zu halten und submits zu bekommen.


    schad is halt dass manche aus so etwas immer einen glaubenskrieg machen muessen. ist aber bei windows/mac/linux nicht anders. ich nutze alle davon - und jedes da wo es am geeignetsten ist. und selbst microsoft ist so schlau und laesst bing azure chatgpt etc fast komplett auf unix/linux laufen.


    meine ganz persoenliche einschaetzung ist dass kuenftig nur noch die billigsten drucker marlin werksseitig haben werden und alles teurere eher mit klipper auf boards die linux hardware bereits onboard haben. dazu wird es dann eine dritte klasse der geraete geben die wie home-appliances gefertigt und mit proprietaerer software laufen. siehe bambu lab et al.


    bleibt zu hoffen dass europaeische kunden kuenftig technisch informiert genug sein werden um zu wissen was man sich mit so etwas ins egene haus(netzwerk) holt. das alles ist ja schon bei us-firmen wie google facebook microsoft etc teilweise sehr grenzwertig - aber bei chinesischen firmen schlicht fahrlaessig.


    ich kann jedem der bislang nur marlin verwendet auf jeden fall ermutigen mal klipper auszuprobieren. dann aber besser ohne sonic pad & co. wer sich an die hervorragende klipper-dokumentation haelt hat auch beim ersten versuch innerhalb von 2 stunden einen funktionierenden klipper-drucker. vielleicht hat man ja sogar einen zweitdrucker zum probieren - und falls nicht ist der weg zurueck zu marlin in 5 minuten erledigt.


    was man im uebrigen auch nicht unterschaetzen sollte ist das unvergleichbar schnellere und besser programmierte und gestaltete webinterface das mit mainsail bei klipper daherkommt. klipper auf octoprint halte ich eher fuer keine gute idee auch wenn es sicher faelle gibt die das erfordern.


    my two cents

    tom

    1 x billig ender-3 pro, 1 x usb-kabel, 1 x 230v steckdose

    Einmal editiert, zuletzt von Tom123 ()

  • Ein weiterer Vorteil von Klipper sind übrigens die Macros. Da kann man sich vieles selbst so basteln, wie man es haben möchte, das kriegt Marlin so aufgrund der schwachen/kleinen MPU einfach nicht hin.

  • Hauptvorteil von Klipper ist für mich ist weder Druckqualität noch -geschwindigkeit sondern dass es einfacher, konsistenter und mächtiger ist als Marlin.


    Das mag im Widerspruch zu der Tatsache stehen, dass man in Klipper viel mehr Stellschrauben hat um Dinge zu konfigurieren als bei Malin. Aber diese schleppen deutlich weniger Altlasten herum als in Marlin. Wenn man sich erst mal an die "Klipper-Welt" etwas gewöhnt hat, merkt man erst richtig, wie durchdacht und konsistent das alles im Vergleich zu Marlin ist.


    Beim einem reinen Feature-Vergleich mag Klipper zwar auch die Nase vorn haben, aber was wirklich zählt ist eben, wie man diese Features nutzen kann. Ich erinnere mich an vergleichende Werbung für irgendein Microsoft-Office Produkt vor ein paar Jahrzehnten (glaub es war Word, leider habe ich keinen Screenshot o.ä.). Dort gab es einen Anzeige mit einer langen Tabelle von Features und in der Word-Spalte waren deutlich mehr "yes" Einträge als bei dem Konkurrenzprodukt... die Tabelle hat natürlich unterschlagen, dass viele dieser Features zwar vorhanden waren, sie aber im UI inkonsistent untergebracht und schwer anzuwenden waren, dass man sie faktisch nicht nutzen konnte. Oder sie waren so fehlerhaft und buggy, dass man sie nicht nutzen wollte.


    So ähnlich geht es mir mit Marlin vs. Klipper. Ich habe mit Marlin angefangen und auch eine Zeit lang meine Drucker mit selbst compilierter und gepflegter Marlin-Firmware betrieben. Nach dem Umstieg auf Klipper vor drei Jahren war ich erst mal erstaunt, wie schnell und leise der Drucker dadurch geworden ist. Inzwischen ist das aber nicht mehr das Argument sondern wie logisch alles zusammen passt und funktioniert. Das fängt damit an, dass die gesamte Drucker-Konfiguration in einer einzigen Datei printer.cfg zu finden ist und geht bis dort hin, dass die modernen Web-UIs Mainsail und Fluidd tragen auch ihren Teil bei, weil sie speziell für Klipper gemacht sind und keine Altlasten wie Oktoprint mit sich bringen.


    Auch wenn die moderne Druckerboards viel mehr Resourcen zur Verfügung haben als ein RAMPS Board mit seinem ATmega2560, werden sie trotzdem nicht an die Leistung einer Firmware heran kommen, die schon ein Linux auf einem RasPi bringt. Das ganze Ökosystem ist einfach viel besser, man hat mehr Speicher, ein Filesystem, Netzwerk-Support, eine Vielzahl an fertigen Software-Komponenten und kann natürlich Anwendungen, Prozesse/Threads parallel laufen lassen. Auch wenn ich kein Freund von Python bin, so ist es dennoch eine Sprache die sich auf einem deutlich abstrakterem Level bewegt als C, wodurch sich komplexe Features deutlich leichter umzetzen als in C, der im Embedded-Bereich immer noch dominierenden Sprache. Natürlich kommen damit auch neue Probleme: Linux muss booten, durch die Netzwerkfähigkeit werden Fragen zur Sicherheit und nach Updates relevant usw.


    Natürlich hat auch Klipper Altlasten und Schwächen. Rein technisch sind die beteiligten Komponenten für den Einsteiger recht unübersichtlich: Klipper, Moonraker, Mainsail, KlipperScreen, Webcam-Daemon, usw... wie das alles zusammen spielt ist teilweise unübersichtlich und auch ein Stück weit historisch gewachsen. Als Programmiersprachen-Junkie halte ich Python zwar für eine sehr praktische Sprache, aber eine statisch typisierende Sprache wäre mir lieber (vielleicht sowas wie Rust?). Das sind aber eher akademische Überlegungen, rein aus pragmatischer Sicht ist Python schon ganz gut und für Klipper eine gute Wahl.


    Was es in Klipper eher selten gibt sind "AEG-Drucker" ("auspacken, einschalten, geht"), die Klipper vorinstalliert haben. Der FLSUN 400 mag vielleicht eine Ausnahme sein und das Sonic-Pad an einem nicht modifiziertem supporteten Creality Drucker nähert sich dem auch an. Aber für die meisten Drucker ist Klipper heute ein Bausatz aus einem Raspberry/TinyPC o.ä., einem aus mehreren Komponenten bestehenden Software-Stack und einer individuell zu erstellenden Konfiguration. Mag ja sein, dass sich das in Zukunft ändert. Ich bin jedenfalls froh, dass es eine so tolle Firmware wie Klipper als Open-Source Lösung gibt!

    Bambu Lab P1S, Voron 2.4, Voron 0.2, Sovol SV01, Sovol SV06, KP3S, Anycubic Mega S
    (alle Klipper bis auf Bambu)

  • Die Sache mit der "schwachen MPU" bei Marlin habe ich nicht so recht verstanden. Macht aber nichts, solange Klipper einen so miesen Support für LCD-Contoller hat kommt es für mich nicht in Frage. Und dass es schneller drucken soll als Marlin halte ich für ein Gerücht, das vermutlich nur dann stimmt, wenn man für Drucker bei beiden die voreingestellten Defaults benutzt (was bei meiner Mühle schon lange nicht mehr der Fall ist). Das tollste Klipper der Welt kann einen Druckkopf nicht schneller bewegen als es irgendeine andere Firmware auch könnte. Ich will unter allen Umständen, dass ich den Drucker vom LCD aus einstellen/kontrollieren kann, er soll grundsätzlich autonom arbeiten können. Sachen wie OctoPrint sind für mich schöne zusätzliche Komfort-Dinge. Und wenn ich auf Grund der beschränkten Mainboard-Möglichkeiten zusätzliche Gimmicks mangels Pins nicht installieren kann, nutzt mir ein Klipper auch nicht mehr als ein Marlin. Wobei ich da recht frei agiere, ich habe z.B. noch immer das Creality4.2.7 Board drin. Aber das Ding ist so aufgebohrt, dass ich einen weiteren Extruder antreibe und für weitere Dinge wie Beleuchtung oder Case-Kontrolle einen Arduino an den Gcodes mithorchen lasse und dem dann die Kontrolle über diese zusätzlichen Teile überantworte. Der fragt dann auch den eingebauten Rauch-Melder ab und fährt notfalls das ganze Gelump herunter und schaltet die Stromzufuhr ab, während die Verbindung zum Smart-Home via OctoPi Alarm schlägt und auch mein Handy benachrichtigt. Da das Ding mit den Mainboard zusammenarbeitet ist es auch Teil des Druckers. Klar kann ich das Zeugs alles auch von Klipper kontrollieren (außer dem Display), aber ich müsste einen Haufen Zeugs neu einbauen weil es eben NICHT mehr zur Standard-Drucker-Config gehört. Dafür ist mir meine Zeit viel zu schade. Das alles in eine neue Marlin-Verson zu übertragen ist eine kleine Fingerübung.

  • Dazu kommt, dass es außer den GPIOs keinen echten Grund gibt, dass Klipper auf einem zusätzlichen Raspberry Pi laufen muss. Das könnte ein leistungsstarker Boardprozessor auch mit erledigen. Es muss ja auch nicht für alle Zeit Linux für Mainsail oder Fluidd bleiben. Soweit ich das verstehe braucht Klipper nur Python. (Hat jemand MicroPython gerufen?)

    denke doch. einer davon heisst 'mainsail/fluid' ein zweiter 'weiter steigende druckgeschwindigkeiten' ein dritter 'raum fuer weitere neue aufwendgere berechnungen' etc etc.


    was ich gut in dem thread faende wenn jeder auch mal dazuschreibt ob er denn bereits tatsaechlich umfangreicher mit marlin und klipper selber gedruckt hat oder es eher hoernsagen ist.


    ich hab mit beiden firmwares einige komplexere technische bauteile gedruckt und auch ein paar industriedesignprototypen bei denen die oberflaechenguete absolute prioritaet hatte.

    1 x billig ender-3 pro, 1 x usb-kabel, 1 x 230v steckdose

    3 Mal editiert, zuletzt von Tom123 ()

  • Nachteil im Vergleich zum Marlin:


    - Externer "Rechner" in Form eines Raspi oder ähnlichem nötig (irgendwas wo ein Linux drauf läuft)

    - Dadurch kein Standalone möglich

    Noch!

    Das kann sich schnell ändern.

    Mein BIQU Hurakan ist ja schon ein "Versuch", das zu ändern.

    Noch ist er "unvollkommen", aber im nächsten oder übernächsten Anlauf kann es besser sein.

    Zumindest druckt er jetzt schon standalone in einwandfreier Qualität. Die Kritik liegt mehr an den Updatedifferenzen zum puren Klipper und dem Betriebssystem auf SD Card.


    Und die "Anläufe" bei den Hobbydruckern sind ja im Monatstakt ;)

  • Die Sache mit der "schwachen MPU" bei Marlin habe ich nicht so recht verstanden. Macht aber nichts, solange Klipper einen so miesen Support für LCD-Contoller hat kommt es für mich nicht in Frage.

    Die Sache mit dem LCD-Controller verstehe ich wiederum nicht. Die Standardlösung bei Klipper für ein lokales Display ist die, dass man an das Raspi-Board einen Touch-Screen, z.B. 7 Zoll, anschließt. Das ist aus meiner Sicht perfekt, lässt sich gut bedienen und sieht schick aus. Darin sehe ich einen dicken Pluspunkt für Klipper gegenüber Marlin. Vieles kann man ja aus der Ferne machen, z.B. Druckparameter einstellen, Drucke starten und überwachen, aber manchmal braucht man halt doch noch eine Bedienmöglichkeit "vor Ort", z.B. für den Filamentwechsel oder zum Einstellen des z-Offsets. Dafür ist Klipperscreen zusammen mit einem Touch-Display sehr gut geeignet.


    Den Touchscreen steckt man einfach an und funktioniert in der Regel(!) auf Anhieb. Kein mühsames Konfigurieren wie in Marlin. Dass das Display nicht mehr an das eigentliche Mainboard angeschlossen wird bzw. ein vorhandenes Display dunkel bleibt, damit muss man sich abfinden. Bei Klipper spielt sich das Wesentliche auf dem Raspberry ab. Das eigentliche Mainboard führt nur noch "Low-Level"-Funktionen aus.

    Creality K1 Max, Tronxy X5SA-500 PRO (im Umbau auf Klipper), Tronxy X5SA PRO/Klipper, Creality Halot One

  • Tom123

    Die Betonung lag auf "zusätzlich" und "Raspberry Pi".


    Weiterentwicklungen bei 3D-Druckern kommt ja oft nicht von den chinesischen Herstellern sondern aus der Community. Deshalb sind Neuerungen oft nur Nachbauten dessen, was es in gebastelt schon gab. So auch die externen Boards mit Touchscreen, Sonic Pad und Speeder Pad. Einen Pi mit Pi Touchscreen gabs mal für etwas mehr als die Häfte des Preises.


    BigTreeTech hat sich für die Manta-Boards das CB1 ausgedacht, eine abgespeckte aber für Klipper ausreichende Kopie des Raspberry Pi Compute Moduls CM4. (Das Compute Modul ist kostenmäßig wirklich eine schlechte Wahl, weil es viel teurer ist als ein kompletter Pi aber viele Komponenten nicht hat. Ich kann mir das nur so erklären, dass das CM4 etwas weniger schlecht verfügbar war als die normalen Pis und danach das CB1 nur entwickelt wurde weil es auch keine CM4 mehr gab.)


    Worauf ich hinaus will: Es gibt schon einen lieferbaren günstigeren Ersatz für den Pi und es wäre sehr einfach das CB1 ins Manta-Mainboard zu integrieren. Einfach die Steckerbinder weglassen.

    Dann gibt es weder ein Zusatzboard noch einen Raspberry Pi. Der Klipper-Prozessor ist dann im Mainboard integriert.


    200 € für ein externes Klipper-Pad kann man im Aftermarket offensichtlich verlangen. "Wenn ich denn endlich Drucken kann." Für neue Drucker tippe ich eher auf einen integrierter Prozessor (+10 € HK) mit kleinerem Screen (+20 € HK).


    In der Zwischenzeit habe ich Klipper auf zwei Thin Clients installiert (Fujitsu Futro und HP T630) und vermisse nichts. Besonders nicht das Gefrickel mit den GPIOs, seit es Beschleunigungssensoren mit USB und auf CANBUS-Modulen gibt. Auch kein Pi.

  • solange Klipper einen so miesen Support für LCD-Contoller hat kommt es für mich nicht in Frage.

    Klipper unterstützt die Standard LCD der Druckerboards, konkret ist Beispiel Konfiguration vorhanden für:


    - RepRapDiscount 128x64 Full Graphic Smart Controller

    - RepRapDiscount 2004 Smart Controller

    - 128x64 Full Graphic Creality CR10 / ENDER 3 stockdisplay

    - MKS Mini 12864 LCD

    - Anet 128x64 LCD

    - Fysetc Mini 12864Panel


    Was bei Klipper dunkel bleibt sind die unsäglichen proprietären Touchscreens, die über eine serielle Schnittstelle mit dem Board kommunizieren und oft auch unter Marlin Einschränkungen haben (ich erinnere mich dunkel an einen Thread hier, wo an einem Ender mit Touchscreen (glaub ein V2 wars) nach dem Extruder-Wechsel in der Konfiguration auf dem Touchscreen es nicht möglich war die Untersetzung einzutragen).


    Weiterhin kannst Du, da ja der RasPi meist ohnehin zum Drucker gehört, einen normalen RasPi-Touchscreen (idealerweise mit DSP-Kabel) nutzen, indem Du auf dem RasPi KlipperScreen installierst.


    Und nicht zuletzt wäre es auch denkbar ein Tablet/altes Smartphone mit einem Browser am Drucker zu befestigen, auf dem dann Mainsail anzezeigt wird, was sich sehr gut über Touchscreen bedienen lässt.


    Wenn sich die Hersteller proprietäre Dinge einfallen lassen, die auf Marlin (oder der eigenen Variante davon) zugeschnitten sind, kann man das wohl kaum Klipper anlasten. Von solchen Touchscreens rate ich aber ohnehin ab, sie mögen zwar schick aussehen, haben aber oft Einschränkungen und machen im schlimmsten Fall richtig Ärger. Ein schicker Touchscreen bringt für das Druckergebnis nämlich genau gar nichts!

    Bambu Lab P1S, Voron 2.4, Voron 0.2, Sovol SV01, Sovol SV06, KP3S, Anycubic Mega S
    (alle Klipper bis auf Bambu)

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