Vorwort:
Ich versuche hier einen von mehreren Wegen zu erklären wie ihr am besten die grenzen eures Druckers findet.
Wie Ihr diese Grenzen bzw. die Ergebnisse interpretiert und wie ihr so eure Druckprofile auf Geschwindigkeit optimieren könnt.
Grundsätzlich ist klar, ab einem gewissen Grad nimmt die Druckqualität ab. Hier gilt es eben die entsprechenden "Sweetspots" zu finden.
Nicht jeder Druck muss schön sein, aber wenn man schön drucken will muss man deswegen nicht unbedingt doppelt so lange brauchen.
Warum das Benchy?
Das Benchy bietet auf seine 9-10 Gramm Filament und der Druckzeit von paar min bis ca. 1,5h die Möglichkeit mehrere Probleme gleichzeitig zu deuten.
Hierzu ist allerdings nicht nur das Ergebnis zu beurteilen, sondern durchaus auch während des Druckens schon zu beobachten wie sich der Drucker verhält.
Im Endergebniss lernt man seinen Drucker besser kennen und kann vieles auch auf die normalen Drucke anwenden.
PS. Ich erkläre es anhand meines alten Ender 3, kann man in der Regel aber auch analog zu jedem anderen Drucker sehen.
Ok also los,
Es gibt grob 2 Kategorien die man wissen muss um die möglichen Geschwindigkeiten zu erkunden. Diese unterteilen sich dann in mehrere Werte.
Die erste Kategorie ist die Maximale Flussrate/Flowrate
oder übersetzt, wie viel und wie schnell kann mein Drucker überhaupt das Plastik aufschmelzen. Daran hängen Hotend und Extruder sowie Filament.
Die zweite Kategorie ist wie schnell kann sich mein Drucker überhaupt bewegen.
Dran hängen Steppertreiber, Motoren, Riemen und die Gewichte der bewegten Teile.
Es hilft nichts, wenn der Drucker sich ultra schnell bewegen kann, aber nur wenig Plastik schmelzen.
Ebenso hilft ein Ultra High Flow Hotend nichts, wenn der Drucker schon bei 100mm/s die ersten Schritte verliert oder doppelbilder produziert
Fangen wir mal mit der Schmelzleistung bzw. Flussrate (Flowrate) an.
Für diese gibt es einen relativ einfachen Test. Allerdings muss man seinen Slicer etwas besser kennen (lernen).
Für diesen Test druckt man eine Endlose Schlangenform wo alle paar Schichten die Geschwindigkeit und damit der Flow erhöht wird.
Am einfachsten hat man es mit dem Orca Slicer, da muss man nur unter Kalibrierung -> Mehr.... -> Maximale Durchflussrate klicken die Werte eingeben und starten.
Hier kann man sich an so "Standard Werten" Orientieren:
-Standard Hotends (MK8, V5, V6) von normalen Druckern so 5-20mm³/s
-Highflow Hotends (Dragonfly HF, Rapido HF, CHC-Pro..) und von den aktuellen Schnell Druckern so 20-40mm³/s
-Ultra-Highflow Hotends (Dragonfly UHF, Goliath) und co dann so 40-... teilweise 150mm³/s
Hier sollte man sich dann rantasten.
Wichtig zu wissen, die maximale Flowrate vorallem nutzbare Flowrate ist auch durchaus Filament abhängig!
Das sieht dann im Slicer so aus Flowrate und Geschwindigkeit kann man sich nach dem Slicen schön anzeigen lassen:
Ergebnis, 23-24mm von 32mm ergibt ca. 15mm³/s dauerhafte durchflussrate.
In meinem Fall gibt das Standard Hotend mit normaler Düse bei ca. 15mm³/s auf, schauen wir doch mal im Slicer was das für die minimale Zeit bedeutet.
Ich lasse mal das Standard Profil für den Ender 3 V2 im Orca und ändere folgende Werte aufgrund der Speedbenchy Regeln:
-Alle Lininenbreite max. 0.5 (kein Problem mit 0.4er Düse) (hier muss die "Slice Engine / Wandgenerator"eigenltich von Arachne auf Klassisch gestellt werden)
-Schichthöhe max 0.25 (ignoriert hier bitte die "Magic Numbers")
-2 Wände
-3 Deck und Bodenschichten
-min 10% Infill
um Zeit zu sparen natürlich keine Stützen, kein Brim, kein Skirt
Standardprofil ist mit max 50mm/s relativ langsam (1 Std 9min),
ergibt aber in verbindung mit der Schicht- und Lininenstärke schon 6,5mm³/s. d.h. im Umkehrschluss ich erhöhe mal auf 120mm/s und da es uns erstmal NICHT um Schönheit geht, erhöhe ich ALLE Werte auf 120mm/s da ich ja wissen will was an Zeit möglich ist.
Und dann, die erste große Enttäuschung.
Aus 1 Stunde 9 min werden... 58:46min. Wie kann es das geben?
Na dann vergleichen wir doch einfach mal die Grafiken für den Flow und die Geschwindigkeit.
Man sieht also er nutzt die angegebene Geschwindigkeit nicht wirklich. Das liegt an den Einstellungen unter Kühlung. Genauer gesagt, die Minimale Schichtzeit.
Filament Einstellungen -> Kühlung und er bremst uns bei Überhängen auch noch ab.
Da gerade PLA ja gute Kühlung braucht könnte das später noch zum Problem werden, aber zum testen setzen wir diese erstmal auf 0 und stellen das abbremsen für Überhänge ab. Schließlich wollen wir erstmal das theoretisch mögliche Anzeigen.
Das bringt uns schonmal eine gleichmaßige Geschwindigkeit und Flow.
Aber leider immer noch 55min.
Ok. wir wissen jetzt der Drucker kann 15mm³/s Schmelzen, damit wäre bei 0.5 Breite und 0.25 Höhe also bei 120mm/s Schluss.
Aber ist das wirklich das Ende?